Ich betrat meine Wohnung, ging in mein Wohnzimmer und warf einen Blick auf
den Anrufbeantworter. Keine Anrufe. Dann sah ich die Tür.
In der rechten Wand war eine Tür. Eine Tür? Dort konnte keine Tür
sein ich wohne im dritten Stock, und das war eine Außenwand.
Jedenfalls wohne ich seit fünf Jahren hier, und dort war noch nie eine
Tür gewesen. Trotzdem war sie jetzt dort, eine ganz normale Zimmertür.
Ich stellte die Tüte mit den Einkäufen ab und ging zur Tür.
Kein Hinweis darauf, was dahinter war. Keine Eiskristalle auf der Tür,
kein seltsames Stöhnen aus dem Dahinter. Nur eine Tür.
Ich legte die Hand auf die Klinke. Sie fühlte sich nicht ungewöhnlich
an. Lange stand ich dort und wusste nicht, was ich machen sollte. Die Tür
ignorieren und hoffen, dass sie verschwand? Abwarten, ob etwas durch die Tür
kam? Ich schauderte. Besser nicht.
Also gut. Ich machte die Tür auf. Dahinter war mein Wohnzimmer.
Mein Wohnzimmer? Ich sah über meine Schulter ich stand in meinem
Wohnzimmer. Ich sah durch die Tür: Auch dort war mein Wohnzimmer. Um
mich herum und vor mir.
Ich versuchte beide Zimmer gleichzeitig im Auge zu behalten. Vor den anderen
Fenstern war ein anderer Himmel mit anderen Wolken. Vor meinen Fenstern flog
eine Möwe vorbei. Vor jenen Fenstern nicht.
Ich trat in das andere Wohnzimmer und machte die Tür hinter mir zu. Mein
Wohnzimmer, ohne Frage. Die gleichen Möbel, die gleichen Bücher.
Die gleichen Gebäude auf der anderen Seite der Straße. Die gleiche
scheußliche Harlekin-Marionette im Fenster gegenüber.
Ich drehte mich um, sah zur Tür. Nur war da keine Tür. Kein Zurück
in das andere Wohnzimmer. Das andere? Das eigentliche? Welche Wirklichkeit
war das hier? Und ... Mist. Wo waren meine Einkäufe? Ich hatte die Tüte
in der anderen Wirklichkeit vergessen. Dafür waren hier auf meinem Anrufbeantworter
zwei Anrufe. Ich denke, die werde ich jetzt abhören.
© P. Warmann