Dialog zwischen einem wissenschaftlichen Mitarbeiter des Instituts für Organische Chemie an der Universität Kiel und einem seiner frischgebackenen Assistenten.
Szenenbild: Ein Gang im Institut für Organische Chemie der Universität
Kiel. Im breiten Gang stehen einige Tische und mehrere Schränke.
Der Gang verbindet das Treppenhaus mit dem Fortgeschrittenenlabor, die
vom Gang abgehenden Türen führen in Doktorandenlabors und das
Assistentenzimmer.
Aus einer der Türen treten zwei Männer in weißen Kitteln.
Der eine von ihnen (der wissenschaftliche Mitarbeiter, im folgenden W)
schließt einen Schrank auf, der auf dem Flur steht. Es handelt sich
um einen gewöhnlichen Büroschrank aus gelbem Behördenholz,
mit zwei Türen und vielen Fächern innen. In dem Schrank befinden
sich allerhand Rollrandgläser mit kleinen Mengen fester Substanzen
sowie einige größere Glasgefäße. Der W wendet sich
an den anderen Mann (Assistent, ab hier A).
W: Also, das ist das Zeug. Professor S hat ja schon mit dir darüber
gesprochen.
A: Ja, er meint, das muss jetzt endlich einer vernichten, das steht ja
schon seit Jahren hier rum.
W: Genau. Mach dir nicht die Mühe, es erst aufzulösen, schütte
es einfach in einen Feststoffbehälter [Behälter für feste
Abfälle] und gib gut Silikagel [Bindemittel für Flüssigkeiten]
drauf.
A: (Zeigt auf etwa 40 Rollrandgläser, die zusammen in einem Fach
stehen)
Was ist das eigentlich, weiß das einer?
W: Ja, das ist dieses Chromzeug von N. Es stehen aber nur Codenummern
drauf und nicht, was genau drin ist. Wir haben ihn deswegen angerufen,
er ist jetzt an der Uni in H, aber er hat die Liste mit den Nummern und
Substanzen irgendwann weggeworfen.
Mach dir nicht die Mühe, erst herauszufinden, was das alles für
Zeug ist. Tu einfach alles in den Abfall. Geh aber besser später
noch mal hin und sieh nach, ob sich in dem Behälter irgendwas tut.
Und wenn es qualmt oder so, dann mach das nicht wie die anderen. Die haben
bloß den Abfallbehälter nach draußen gestellt und sind
nach Lübeck gefahren.
A: Geht klar.
W: (bückt sich und holt einen zugeschmolzenen Glaskolben aus dem
untersten Fach)
Und das hier ist die berühmte Fluorverbindung. Am besten, du bringst
sie hinten zu den Garagen, wirfst einen Stein drauf und gehst in Deckung.
A: Professor S meinte, ich soll aus der Entfernung mit dem Luftgewehr
drauf schießen.
W: Kannst du auch machen, Hauptsache, du gehst nicht näher ran, bis
es aufgehört hat zu rauchen.
Dann mach dich mal an die Arbeit!
(Ende der Szene.)
© P. Warmann